Wie IT-Experte Florian Wäsch mit KI und App Unfälle bei Verkehrsunternehmen verhindern will

 

 

Innovation statt Standard: Die Dittmeier Versicherungsmakler GmbH aus Würzburg hat sich auf Verkehrsunternehmen spezialisiert. Mit Standardsoftware ist in diesem Geschäft nichts zu gewinnen, sodass das Unternehmen seine Software selbst erstellt und dazu eine eigene IT-Abteilung mit Entwicklern aufgebaut hat, erklärt Florian Wäsch, Prokurist und Leiter IT. Das Unternehmen hat auch eine App entwickelt, die bei Unfällen Daten liefert, Schadenschilderungen übersetzt und Ansätze zum persönlichen Fahrertraining liefert. Ein Blick in die Zukunft der Mobilität (bei Verkehrsunternehmen)?

 

VWheute: Können Sie kurz die Philosophie von Dittmeier in Bezug auf die Nutzung von Digitalisierung und KI erklären?

 

Florian Wäsch: Seit unserer Gründung 1989 haben wir uns bewusst auf die Zielgruppe der Busunternehmen als soziale und sehr umweltfreundliche Branche fokussiert. Über die Jahre haben wir uns immer mehr als der führende unabhängige Versicherungsexperte etabliert und dabei immer den Kunden in den Mittelpunkt gestellt. Unsere Ausrichtung war nie die Gewinnmaximierung, sondern immer die besten Lösungen und lange faire Partnerschaften zu unseren Kunden, aber auch zu den Versicherern und Partnern. Aufgrund der Spezialisierung wurde immer mehr deutlich, dass Standardsoftware weder unseren Ansprüchen gerecht wird noch dabei helfen kann, die besten Lösungen für unsere Kunden zu bieten. Aus diesem Grund haben wir uns bewusst für einen Weg entschieden, den kein anderer Makler in diesem Maße geht – wir haben entschieden unsere Software selbst zu erstellen und dazu eine eigene IT-Abteilung mit Entwicklern aufzubauen. Eine wichtige Entscheidung, die uns bis heute viele Vorteile bringt und neue Möglichkeiten eröffnet. Dadurch sind wir in der Lage, aus unseren Daten, aber auch aus der Synergie mit unseren Partnern wie Samsara, ein Maximum an Daten und Möglichkeiten herauszuholen – Technik und Künstliche Intelligenz auf Basis von Daten und Auswertungen.

 

VWheute: Wie gehen Sie beim Schadenmanagement vor, insbesondere was die Datennutzung betrifft?

Florian Wäsch: Bei uns dreht sich im Schaden-Management alles um die vier Bereiche Datenverarbeitung, Datenaustausch, Unfall-Aufklärung und Prävention. In jedem Fall spielen digitale Daten eine enorm große Rolle. Bereits bei der Verarbeitung ist wichtig, möglichst alle Prozesse – vom Endkunden über uns bis hin zum Versicherer – volldigital abzubilden und so möglichst viel strukturiert zu erfassen. Das hilft auf der einen Seite der Prozessabwicklung an sich, aber auch der Übermittlung und späteren Auswertung. Die Herausforderung liegt für uns insbesondere darin, dass wir als Experte in einer Nische nicht auf einen großen Datentopf zurückgreifen können und so aus wenigen Daten unsere Erkenntnisse gewinnen müssen. Bei der Übertragung der Daten bzw. dem Austausch zwischen uns als Makler und den Versicherern setzen wir sehr stark auf den BiPRO-Standard und sind hier auch als Gremienmitglied an der Entwicklung der Normen beteiligt.

 

"Der Datentransfer vom Versicherer zum Makler  ist leider noch immer ein sehr leidiges Thema."

Florian Wäsch, Prokurist und Leiter IT bei Dittmeier Versicherungsmakler

 

VWheute: Mit welchen Daten arbeiten Sie konkret?

 

Florian Wäsch: Wir konzentrieren uns bei der Arbeit mit Daten auf drei Hauptbereiche. Der wichtigste Bereich betrifft unsere eigenen (historischen) Daten zu Kunden, Verträgen und Schäden, aus denen wir unsere Erkenntnisse gewinnen und auf die viele unserer Analysen und Auswertungen aufbauen. Im Technik- und KI-Bereich in den Fahrzeugen unserer Kunden setzen wir zweitens auf Kamerabilder von intelligenten Frontkameras, auf Aufnahmen der Innenraumüberwachung, auf Telematikdaten des Fahrzeugs und des Fahrverhaltens sowie auf Daten von GPS-Ortungssystemen. Der dritte wichtige Bereich sind externe APIs, die uns relevante Informationen zur Verfügung stellen können, die unsere Auswertungen unterstützen oder auf die wir aufbauen können. Das kann z.B. eine Traffic-API von Google sein oder eine Unfall-Statistik zu gewissen Regionen oder Strecken. Vom Versicherer bekommt man in der Regel leider kaum nützliche Daten, da die eher auf der Vertragsebene beruhen und keinen Mehrwert für unsere Zwecke liefern. Zudem ist der Datentransfer vom Versicherer zum Makler leider noch immer ein sehr leidiges Thema.

 

VWheute: Sie haben für Ihre Busfahrer eine Fahrer-App: Ist deren Benutzung Pflicht, wenn Sie Firmen versichern? Welche Funktionen hat die App, welche Daten generieren Sie daraus?

 

Florian Wäsch: Wir haben mit unserer „FahrerApp“ aus der Not eine Tugend gemacht. Auf der einen Seite hat man in der Schadenregulierung immer das Problem, schnellstmöglich an die Informationen und Schilderungen vom Fahrer zu kommen. Auf der anderen Seite wissen wir von unserer Zielgruppe aber auch, dass eines der Hauptprobleme die Verständigung ist. Viele Fahrer sprechen weder Deutsch noch Englisch und so gestaltet sich die Kommunikation mit dem Fahrdienst- bzw. Betriebsleiter oder dem Geschäftsführer meist sehr schwierig. Hier setzt unsere FahrerApp an. Diese wird wie eine normale Website aufgerufen und muss nicht erst aus einem App-Store geladen werden – auch wenn man diese dann bei Bedarf gerne zum Startbildschirm hinzufügen kann. Mit der FahrerApp kann der Fahrer schnell und bequem durch eine Erstmeldung geführt werden, die er direkt vor Ort abschicken kann – und das in 32 Sprachen. Hier werden vor allem Angaben zum Unfallgeschehen, zu beteiligten Personen und Zeugen gemacht, aber ebenso die GPS-Koordinaten des Unfallortes automatisch übernommen sowie Bilder von der Handykamera direkt eingebunden. Die Erstmeldung schlägt dann im Kundenportal myDittmeier beim Unternehmen auf und kann dort durch den entsprechenden Mitarbeiter ergänzt und vervollständigt werden, bevor diese dann final an uns übermittelt wird. Der besondere Vorteil liegt auch hier für den Kunden in der Mehrsprachigkeit. Unser Kundenportal hat eine intelligente Dolmetscher-Funktion integriert, sodass man zusammen mit dem Fahrer im Büro die Meldung ergänzen kann, auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen. Eine Pflicht besteht hier nicht, aber viele Kunden greifen allein aus der Verständigungsthematik gerne darauf zurück. Durch den Einsatz der FahrerApp beim Fahrer für die Erstmeldung über das Kundenportal myDittmeier werden Medienbrüche ausgeschlossen und die Daten liegen in strukturierten Formaten vor, sodass sie später jederzeit wieder weiterverwendet werden können – für eine Weiterverarbeitung, oder auch einfach zur Protokollierung der Vorgänge für den Kunden.

 

 

 

 

VWheute: Wie helfen Ihnen Datennutzung und KI bei der Unfallprävention?

 

Florian Wäsch: Ich nenne hierfür am besten ein paar Beispiele, die das anschaulich darstellen. Erkennt zum Beispiel die Kamera häufiger eine Missachtung von Stoppschildern, wird dies automatisch als Auffälligkeit festgehalten und gemeldet. Konkrete Gespräche inkl. Betrachtung der Videos können dazu beitragen, dies zu unterlassen und somit im Zweifel einen schweren Unfall zu verhindern. Durch direkte akustische Alarmierung des Fahrers bei Abstandsdelikten kann ein drohender Auffahrunfall vermieden werden. Fällt ein Fahrer überdurchschnittlich mit Schadenfällen im Rangierbereich auf, kann ein spezialisierter Trainer den Fahrer exakt dabei unterstützen, diese Schwäche auszumerzen. Bekommt der Unternehmer visualisiert, wo etwa im Stadtverkehr gewisse Schaden-Hotspots sind, kann er diese mit seinen Fahrern besprechen, sie entsprechend schulen oder andere Strecken wählen.

 

VWheute: Sie bieten anhand von Daten individuelle Fahrertrainings an. Welche Daten werden hierfür genutzt?

 

Florian Wäsch: Für gezielte Fahrertrainings bauen wir insbesondere auf historische Schadendaten aus unserem Bestand. Wird ermittelt, dass ein Fahrer seinen Schadenschwerpunkt bei z.B. Rangierunfällen oder mit zu geringen Seitenabständen hat, dann wird ein spezielles Praxis-Training durch qualifizierte Fahrlehrer genau auf diese Schwachpunkte ausgerichtet, um den Fahrer hier fit zu machen. Die neuen intelligenten Cloud-Kameras helfen zudem dabei festzustellen, welches Verbesserungspotenzial beim Fahrer vorhanden ist. Unabhängig vom Fahrpersonal können natürlich auch Analysen aufgrund regionaler Hotspots erstellt werden, um vor allem Stadtverkehrsbetrieben die Unfallschwerpunkte deutlich zu machen. Dies passiert im Rahmen unseres Kundenportals unter einer eigenen Rubrik, dem „Präventions-Center“. Hier erhalten Kunden rund um die Uhr Live-Auswertungen, wie sogenannte Heatmaps der Schadenorte, Listen der auffälligen Fahrer und vieles mehr.

 

VWheute: Auch wenn Ihre Datenmengen zu gering für maschinelles Lernen sind, wollen Sie Ihren Kunden doch beste Erfahrungen bieten. Wie geht das?

 

Florian Wäsch: Im Endeffekt kann man entweder viele Daten als Basis nehmen und daraus ermitteln, was die Besonderheiten und Auffälligkeiten sind, oder man hat weniger Daten und muss dann eben die Logiken feiner definieren und selbst etwas „mithelfen“, die richtigen Schlüsse aus diesen Daten zu gewinnen. Das passiert bei uns vor allem durch die Expertise und dadurch, dass wir unsere Zielgruppe sehr gut kennen.

 

"In der Schadenregulierung hat man immer das Problem, schnellstmöglich an die Informationen und Schilderungen vom Fahrer zu kommen"

Florian Wäsch, Prokurist und Leiter IT bei Dittmeier Versicherungsmakler

 

VWheute: Welche Funktionen hat die intelligente Frontkamera, die Sie erwähnten und die Sie seit neuestem einsetzen?

 

Florian Wäsch: Die neuen intelligenten Cloud-Kameras unterscheiden sich sowohl technisch als auch von der Funktionalität grundlegend von klassischen Dashcams. Technisch gesehen setzt man damit auf die Cloud-Technologie, um zum einen alle Geräte miteinander zu vernetzten und jederzeit Zugriff auf diese Systeme zu haben. Zum anderen werden Video-Ereignisse nicht mehr lokal auf Speicherkarten geschrieben, die manuell ausgelesen werden müssen. Stattdessen werden sie unmittelbar in den Cloud-Speicher geschrieben, auf den man direkt zugreift. Klassische Dashcams haben einen originären Zweck – Aufklärung von Unfällen. Die neuen Systeme gehen da viel weiter, denn sie wollen Unfälle nicht nur aufzuklären, wenn Sie schon passiert sind, sondern helfen sie zu vermeiden. Hier greifen insbesondere die KI-Funktionen, die gefährliche Fahrmanöver erkennen, aber eben auch zu geringe Abstände, missachtete Verkehrszeichen wie Stoppschilder und vieles mehr. In diesen Situationen kann der Kunde sogar automatische, aktive Hinweise an den Fahrer aktivieren, damit dieser direkt gewarnt wird und reagieren kann.

 

VWheute: Welche Vorteile ziehen Kunden und Sie daraus?

 

Florian Wäsch: Generell führt dies dazu, man mit den Systemen Fahrer aktiv und passiv coachen und besser machen und damit Unfälle und Schadenkosten reduzieren kann. Nebeneffekt ist, dass dadurch automatisch auch Verschleiß und Verbrauch reduziert werden können. Passive Coachings sind z.B. die automatischen Audio-Hinweise, für die der Unternehmer keine Zeit investieren muss. Aktives bedeutet vor allem, mit dem Fahrer ausgewählte Video-Ereignisse anzusehen und zu besprechen. Hier ist der Wirkungsgrad am höchsten, allerdings muss der Unternehmer ein wenig Zeit investieren. Die Systeme können komplett DSGVO-konform genutzt werden und sind von Haus aus so eingestellt. Auch die Übertragung und der Cloudspeicher entsprechen selbstverständlich dem Sicherheitsstandard und folgen dem Datenschutz. Wichtig ist ebenfalls zu erwähnen, dass es sich um ein berechtigtes Interesse bei der Aufzeichnung handeln muss und die Video-Sequenzen nur im Ereignisfall automatisch hochgeladen und gespeichert werden. Die Fahrer sollten in den Prozess eingebunden werden, um den höchstmöglichen Effekt zu erzielen. Allerdings werden die Fahrer selbst nicht gefilmt – mit Ausnahme der speziellen Variante der Dual-Kamera.

 

 

Florian Wäsch

Florian Wäsch

Prokurist Leiter IT

Für weitere Informationen steht Ihnen Herr Florian Wäsch gerne zur Verfügung.

 

Tel. 0931 980070 46

florian.waesch@dittmeier.de

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